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Welche Dämmung unter einem Trapezblech?

Am 1. November 2020 trat das GEG in Kraft. Das Gebäudeenergiegesetz löste die EnEV, das EnEG sowie das EEWärmeG ab. All die Gesetze und Verordnungen der Vorgänger sind nun im GEG vereint. Das GEG ist auf alle Gebäude anzuwenden, die beheizt oder klimatisiert werden. Es wäre aber nicht Deutschland, wenn sich das GEG nicht als sehr komplex darstellen würde, auch wenn jetzt nur noch bei einem Gesetz nachgesehen werden muss, welche Art der Dämmung  beispielsweise zu verwenden ist und in welchem Fall. Das GEG besteht aus 109 Paragrafen sowie 16 Übergangsvorschriften.

So ist für bestehende Wohngebäude oder auch gewerblich genutzte Gebäude eine Dämmung vorgeschrieben, die einen maximalen Wärmedurchgangskoeffizienten von U = 0,24 W/(m2·K) aufweist. Das bedeutet jedoch nicht, dass jetzt alle Bestandsgebäude in Deutschland, die noch keine oder eine Dämmung mit schlechteren Werten besitzen, augenblicklich umzurüsten wären. In der Praxis wäre dies so oder so unmöglich. Etwa 65 % aller Gebäude in der Bundesrepublik erreichen diesen Wert „noch“ nicht. Aber sobald Maßnahmen zur Sanierung an der Fassade vorgenommen werden, müssen die Vorschriften des GEG eingehalten werden. Das greift sogar, wenn eigentlich nur die Fenster gewechselt werden sollen.

Welche Berechnungen angestellt werden müssen, wenn es nicht um ein Bestandsgebäude, sondern um einen Neubau handelt, bleiben an dieser Stelle außen vor. Hier geht es nicht allein um die Dämmung, sondern um alle Bestandteile eines Hauses, die Wärmeenergie erzeugen oder durch die Wärmeenergie verloren gehen könnte. Die Orientierung erfolgt hier an sogenannten Referenzgebäuden mit ähnlichen Bedingungen. Das ist auch gut so, denn dies jeweils einzeln auszurechnen, würde vermutlich nicht wenige Bauherren/Bauherrinnen in den Wahnsinn treiben.

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Dach aus Trapezblech! Welche Dämmung passt am besten?

Es kommt darauf an! Die Dämmung von Trapezblech ist abhängig von der Nutzung. Bei Nichtwohngebäuden etwa, deren Dächer mit Trapezblech eingedeckt sind, wird häufig eine Dämmung von unten vorgenommen, um die Bildung von Kondenswasser zu verhindern. Bei einem neu zu errichtenden Gebäude könnte gleich ein Sandwichpaneel für die Dacheindeckung gewählt werden. Diese Sandwichpaneele gibt es mit Isolierungen, die in der Kernstärke bis zu 80 mm betragen und so durchaus einen hohen Wärmedämmwert erzeugen, abgesehen von der Verhinderung von Kondenswasser. Sie empfehlen sich beispielsweise in Gebieten mit hohen Schneelasten im Winter. Im anderen Fall kann aber auch schon die Ausschäumung von unten ausreichen, um die Bildung von Kondenswasser zu verhindern. Dächer aus Trapezblech können aber auch von Außen gedämmt werden. Der Aufwand ist aber wesentlich größer. Zuerst braucht es eine Dampfsperre, gefolgt vom Dämmmaterial und abschließend eine Abdichtung, deren Bahnen miteinander verschweißt werden.

Bei Wohngebäuden geht auch bei einer Dacheindeckung mit Trapezblech nichts an der klassischen Dämmung vorbei, um den vorgeschriebenen Wärmedämmwert zu erreichen. Es sei denn, zwischen der obersten gedämmten Wohnraumdecke und dem Dach befindet sich ein Dachboden, der so bereits entsprechend gedämmt ist. Zur Dämmung des Trapezblechs kann beispielsweise Mineralwolle verwendet werden. Auf die Mineralwolle kommt eine Dampfsperre. Als Erfahrungswert kann hier angenommen werden, dass die Mineralwolle etwa 12 bis 14 cm stark sein sollte, um den Wärmedurchgangskoeffizienten von U = 0,24 W/(m2·K) zu erreichen. Der bestmögliche Wert bei einer Dachdämmung wird mit 24 cm Dämmstärke erreicht.

Ein kurzer Hinweis zu Polystyrol als Dämmstoff

Er ist der billigste und zugleich ein sehr effizienter Dämmstoff. Platten aus Polystyrol oder Styropor. Allerdings ist er auch der mit Abstand umweltschädlichste Dämmstoff, der auf dem Markt zu finden ist. Zugleich brennt Polystyrol sehr gut. Die Einteilung B1 als schwer entflammbar entspricht nicht der Realität. Wird Polystyrol als Dämmstoff nicht mehr benötigt, ist er Sondermüll, der der speziellen Verwertung zugeführt werden muss. Warum Polystyrol nach wie vor als Dämmstoff verkauft werden darf, ist sachlich nicht erklärbar.

Fassadendämmung unter Trapezblech

Bei reinen Nutzbauten, in denen sich Personen nur zeitweise aufhalten, ist eine Dämmung der Fassade aus Trapezblech nicht vorgeschrieben.

Bei Gebäuden zu Wohnzwecken oder zum längeren Aufenthalt zur Arbeitsaufnahme mit überwiegend sitzender Tätigkeit greift wiederum das eingangs erklärte GEG. Eine Fassade aus Trapezblech ist sehr gut dafür geeignet, sie als vorgehängte Fassade mit Hinterlüftung zu gestalten. In der Fachwelt wird diese Art der Fassade als die aus jedem gewählten Gesichtspunkt beste Art der Dämmung eines Gebäudes angesehen. 

Welche Dämmung für das Trapezblech verwendet wird, ist vermutlich eine Frage, die unter verschiedenen Faktoren betrachtet werden muss. Einmal natürlich das Budget, dann der jeweilige Dämmwert, aber auch Feuchtigkeitsbeständigkeit, die Brandschutzklasse oder die Resistenz gegen Schädlinge und Pilze. Auch die Formstabilität wie ebenso die biologische Abbaubarkeit kann eine Rolle spielen. Nachfolgend eine kleine Liste möglicher Dämmstoffe, ausgenommen synthetische Dämmstoffe:

  • Flachs
  • Hanf
  • Holzwolle
  • Holzfaser
  • Jute
  • Kokosfaser
  • Kork
  • Schafwolle
  • Schilf
  • Seegras
  • Stroh
  • Zellulose
  • Calciumsilikat
  • Glaswolle
  • Mineralschaum
  • Perlit
  • Schaumglas
  • Steinwolle

Welcher dieser Dämmstoffe zum Einsatz hinter der Trapezblech-Fassade kommt, kann nun entsprechend der vorliegenden Faktoren gewählt werden.

Es hört sich vielleicht etwas exotisch an, aber warum nicht Seegras oder Ostseegras zur Dämmung des Trapezblechs verwenden? Noch bis in die 1950er-Jahre gab es in Norddeutschland Firmen, die aus Ostseegras Matten und Matratzen herstellten. Inzwischen ist das Seegras als Dämmmaterial wieder zu neuen Ehren gekommen und beweist sich durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es muss praktisch nur an den Stränden der Nord- und Ostsee eingesammelt und getrocknet werden. Die Weiterverarbeitung zu Dämm-Schüttung oder Dämm-Matten ist problemlos. Gleichzeitig weist das Material einen natürlichen Brandschutz aus, der der Klasse B2 entspricht. Seegras ist bauaufsichtlich als Dämmung zugelassen, feuchtigkeitsbeständig, Resistent gegen Ungeziefer sowie Nager und liegt mit etwa 16 Euro pro Quadratmeter in der unteren Preisklasse bei den Dämmstoffen. Nicht zu vergessen, dass Seegras ein nachwachsender Rohstoff ist und sogar nach der Nutzung als Dämmstoff wiederverwertet werden kann. Noch ein aktueller Tip zu Seegras. Auf den Hektar gerechnet speichert es 35-mal mehr CO2 als ein tropischer Regenwald. Wenn das keine guten Voraussetzungen sind, um als Dämmung für eine Fassade aus Trapezblech zu dienen, was dann?

Wir von Hoffmann wünschen viel Spaß