Zum Hauptinhalt springen

Dachdecken mit Blech – geht das?

Es ist vielleicht kein ganz gewöhnlicher Anblick, ein Haus mit einem Blechdach, aber wie die Geschichte beweist, durchaus machbar. In Warschau gibt es ein Gebäude, das sogar aufgrund seiner Dacheindeckung „Palast unter dem Blechdach“ genannt wird. Dieser Palast wurde um das Jahr 1700 errichtet, was wiederum zeigt, dass die handwerkliche Kunst der Blechnerei eine durchaus lange Tradition besitzt, denn der Palast unter dem Blechdach war damals zwar in Warschau das erste Gebäude mit einer derartigen Dacheindeckung, in Europa jedoch gab es schon lange vorher Dächer aus Blech.

Die Grundlage für Stahlblech ist Eisen. Blech aus Aluminium ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Eisen hingegen wird seit gut 6000 Jahren vom Menschen aus Erz gewonnen. Von da war es aber noch ein langer Weg zum Blech. Das erste Blech, das im größeren Umfang hergestellt wurde, diente aber nicht dazu, ein Dach zu decken. Es wurde vor etwa 2000 Jahren für Brustpanzer und Helme römischer Soldaten verwendet. Eisenblech war bis zur industriellen Revolution teuer, da es aufwendig mit Hilfe von durch Wasserräder angetriebene Hämmer gefertigt wurde. Deshalb blieb es entweder als Rüstung oder als Dacheindeckung der adligen wie kirchlichen Oberschicht vorbehalten. Eine nicht geringe Zahl an Kirchen besitzen noch heute vor allem Kirchturmspitzen aus Blech.

Einer der Vorteile von Blech: unbegrenzte Möglichkeiten unter fachlichen Händen

An Sakralbauten kann Blech seine Fähigkeiten wirklich eindrucksvoll zeigen. Verwinkelt Dächer, oft mit extremen Neigungen, und gleichzeitig große Flächen. Blech lässt sich in absolut jede geometrische Form bringen. Allerdings braucht es für das Dachdecken mit Blech schon Erfahrung, die nicht jeder Dachdecker mitbringt. Im besten Fall ist der Dachdecker gleich ein gelernter Klempner. Diese Berufsbezeichnung, die mitunter auch auf Sanitärfachleute bezogen wird, ist der alte Name für Blechner. Klempner, abgeleitet von Klempern, ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Blech hämmern. Im Süden Deutschlands wird der Klempner sprachlich zum Spengler.

Dachdecken mit Blech ist manchmal nicht einfach nur eine ästhetisch ansprechende Lösung, sondern mitunter auch die beste Wahl. Es gibt Dachformen, die verlangen geradezu nach einer Dacheindeckung aus Blech, die sich an die spezielle Geometrie bestmöglich anpasst, was etwa bei Tonziegeln oder Betonsteinen nicht immer der Fall ist.

So etwa ein Tonnendach oder auch ein Mansarddach. Beides sind sehr aufwendig zu realisierende Dachformen, weshalb sie nicht oft zum Einsatz kommen. Ihr großer Vorteil ist jedoch, dass sie den Raum unterhalb des Dachstuhls bestmöglich nutzen, ohne dass es ein Flachdach sein muss. Flachdächer bringen ihre eigene Problematik mit sich, was fast jeder oder jede Bungalow-Besitzerin spätestens nach einigen Jahren bestätigen wird. Das Mansarddach oder das Tonnendach bieten fast die gleichen Raumnutzungsmöglichkeiten. Ähnlich verhält es sich mit dem Zelt- oder Walmdach. Bei all diesen Dachformen kommen Dacheindeckungen aus Tonziegeln oder Betonsteinen an ihre Grenzen, weil sie nur ungenügend ausgereifte Lösungen etwa an den Übergängen der unterschiedlichen Dachneigungen oder auch im Bereich der Erker, Gauben oder der Mansardenfenster bieten. Von einem Tonnendach mit seiner gebogenen Form ganz zu schweigen. Dachziegel unterliegen einer Norm, die Größe und Form vorgibt. Sonderlösungen sind nicht vorgesehen und müssten speziell angefertigt werden, was die Dacheindeckung von der Kostenseite her in ungeahnte Höhen treibt.

Dachdecken mit Blech erlaubt in der Geometrie einfach alles und dies günstig und schnell

Blech als Dacheindeckung ist aber nicht nur bei komplexen Dachformen angesagt. Vielfach muss eine einfache Lösung her, die Zeit und Kosten spart, ohne sich nachteilig auf die Qualität der Dacheindeckung auszuwirken. Neben der Dachbedeckung aus Trapezblech oder Wellblech bieten sich hierfür auch Glattbleche an, etwa für ein Pultdach.

Auch physikalisch überzeugt Blech als Dacheindeckung und ebenso bei der Fassadengestaltung. Die glatte, durchgehende Oberfläche, die bei modernen Blechen zudem durch Verzinkung sowie Kunststoffbeschichtung geschützt ist, sorgt für einen schnellen Abfluss von Regenwasser und auch Schnee kann sich nur schwer darauf halten. Das sorgt dafür, dass Dächer aus Blech zum einen weniger schnell verschmutzen als mit Ziegeln gedeckte Dächer und zum anderen, dass sich die Gefahren durch Schneelast oder Windböen gegenüber Ziegeln verringern.

Dachdecken mit Blech, was ist denn nun mit Rost?

Eisen rostet, das ist eine Aussage, die nur bedingt richtig ist. Bei Blech kommt es zunächst auf die Legierung an, wie stark Korrosion einsetzen kann. So besitzen Bleche der Stahlsorte S320GD einen erhöhten Anteil an Mangan. Dieses Übergangsmetall, das gleichzeitig ein chemisches Element ist, entzieht dem Stahl als Legierungsbestandteil sowohl Sauerstoff als auch Schwefel, macht ihn härter, korrosionsbeständiger und zugleich formbarer.

Die Verzinkung der Oberfläche sorgt zusätzlich für den völligen Abschluss des Blechs gegenüber dem Sauerstoff der Luft. Damit die schützende Zinkschicht nicht etwa beschädigt wird, beispielsweise durch herabfallende Äste, besteht quasi als Außenhaut des Blechs eine Kunststoffbeschichtung, die nicht nur schützt, sondern dem Blech auch Farbe verleiht.

Dachdecken mit Blech, Ziegelrot und Ziegelbraun müssen es nicht sein

So eine schlagfeste Kunststoffbeschichtung eröffnet dem Dachdecker, der mit Blech arbeitet, die ganze Welt der Farben. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, was im privaten Hausbau vielleicht eine eher untergeordnete Rolle spielt. In nicht wenigen Bauordnungssatzungen von Gemeinden sind bestimmte Dachfarben vorgeschrieben, auch wenn dies inzwischen wesentlich toleranter als noch vor ein paar Jahrzehnten gehandhabt wird. Im Bereich gewerblicher Bauten jedoch kann das Blechdach zum Eyecatcher werden, zur Besonderheit im Gewerbegebiet mit Signalwirkung.

Das mit der Signalwirkung gilt ebenso für eine Fassade aus Blech oder eigentlich noch viel mehr.

Zu guter Letzt besticht das Dachdecken mit Blech nicht nur in Bezug auf Beständigkeit, Form, Farben und Kostenreduktion im Bau wie in der Wartung, sondern auch damit, dass die Dämmung eines Gebäudes damit mindestens genauso gut funktioniert wie mit jeder anderen Dacheindeckung oder Fassade. Dabei ist Blech ein sehr nachhaltiger Werkstoff mit einem Recyclinggrad von bis zu 100 Prozent. Durchaus überzeugende Argumente, die für das Dachdecken mit Blech sprechen, oder?

Wir von Hoffmann wünschen viel Spaß